In einer Welt, in der die Regale voller vielversprechender Pflegeprodukte sind, scheint das fast ein subversiver, anachronistischer Akt zu sein: etwas selbst anzurühren. Eine Salbe, eine Creme, ein Shampoo… Es scheint altmodisch, umständlich und unnötig – etwas für unbelehrbare Ökos… 😉
Allerdings: wie gefällt Dir die Vorstellung von Erdöl auf Deiner Haut? Vermutlich eher nicht so wirklich. Leider sieht es tatsächlich so aus: In 60 – 80 % der erhältlichen Pflegeprodukte sind Erdöl-Derivate (also aus Erdöl gewonnene Substanzen) enthalten.
Diese haben natürlich Vorteile (zumindest für die Hersteller…): sie sind billig und leicht in großen Mengen herzustellen. Für unsere Haut haben sie aber riesige Nachteile: sie legen sich wie eine dichte Schicht über die Haut. Das sorgt zwar im ersten Moment für ein „weiches“ Hautgefühl, wirkt aber eher wie Imprägnierungsspray bei Schuhen – weder kann die Haut noch richtig atmen, noch können wertvolle Wirkstoffe in die tieferen Hautschichten gelangen. Und wenn diese „schützende“ Schicht wieder abgetragen ist (z.B. bei Lippenpflegestiften durch die ganz normalen Mundbewegungen), ist auch der vermeintlich hilfreiche Effekt dahin…
Das gilt für sehr viele Kosmetikprodukte, heute soll es aber um Salben gehen. In vielen gekauften Salben verstecken sich Inhaltsstoffe, die nicht nur überflüssig sind – sondern teilweise problematisch:
• Paraffine (also flüssiges Erdöl)
• synthetische Emulgatoren. Dazu eine kleine Anmerkung: Emulgatoren sind Stoffe, die dafür sorgen, dass sich wasserhaltige und ölhaltige Inhaltsstoffe verbinden. Ohne sie gäbe es z.B. keine stabile Hand- oder Gesichtscreme, da sich Wasser und Öl grundsätzlich gegenseitig abstoßen. Es gibt aber auch sehr viele gute natürliche Emulgatoren, beispielsweise Bienenwachs oder Lecithin.
• Duftstoffe, die Allergien auslösen können
• Mikroplastik als Konsistenzgeber
Wie viel wirklich wirksame Inhaltsstoffe enthalten sind, lassen wir mal dahingestellt sein…
1. Du weißt, was drin ist – und was nicht.
So vieles von dem, was wir täglich verwenden, lässt sich richtig einfach selbst herstellen – mit wenigen Zutaten und vor allem: ohne chemische Zusätze oder den ganzen Synthetik-Kram.
Wenn Du eine Salbe selber rührst, bestimmst Du, was an Deine Haut kommt. Dann gibt es keine Erdölprodukte, keine chemischen Konservierungsstoffe, kein Parfum, das Deine Nase betäubt, aber Deine Haut reizt.
Deine selbstgemachte Salbe kommt mit wenigen, guten Zutaten aus.
Reines Pflanzenöl. Ein bisschen Bienenwachs. Wenn Du möchtest, ein Kräuterauszug und ätherisches Öl.
Das ist alles, was Deine Haut braucht – den „Schnickschnack“ drumherum jetzt mal eher nicht…😉
Während also die Industrie oft auf billige Füllstoffe wie Paraffinöl setzt (das die Haut eher abdichtet als pflegt), wählst Du ein hochwertiges Pflanzenöl. Ich verwende gerne Olivenöl, Jojobaöl oder Mandelöl. Da gibt es je nach Hauttyp viele verschiedene Möglichkeiten.
Ein entscheidender Unterschied:
Paraffin (oder auch andere Erdölderivate) legt sich wie eine Folie auf die Haut. Es bildet zwar eine schützende Schicht – aber es dringt nicht ein. Die Wirkung bleibt oberflächlich.
Natürliche Öle dagegen können bis in tiefere Hautschichten vordringen und dort ihre pflegenden und heilenden Eigenschaften entfalten. Sie helfen der Haut, sich selbst zu regulieren und ihr natürliches Gleichgewicht zu erhalten.
Pflanzen haben immer mehr als nur einen einzigen wirksamen Inhaltsstoff
Industrieprodukte setzen oft auf isolierte Wirkstoffe, die vielfach im Labor nachgebaut wurden und nicht aus der Natur stammen. Diese isolierten Bausteine verfügen aber niemals über das ganze Spektrum, das die komplette Pflanze liefert.
Ein Beispiel: Salicylsäure aus der Weidenrinde war das Vorbild für synthetisches Acetylsalicylsäure (Aspirin). Aber: Die synthetische Variante reizt oft die Magenschleimhaut, weil wichtige Begleitstoffe fehlen. Weidenrinde enthält nämlich zusätzlich Gerbstoffe und Flavonoide, die den Magen schützen.
Die Pflanze liefert also ein natürliches Schutzsystem gleich mit – das Laborprodukt nicht. Mehr dazu findest Du auch hier.
Eine Pflanze wirkt niemals durch einen einzigen Inhaltsstoff – sondern durch ein ganzes Orchester an Stoffen: Flavonoide, Schleimstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle. Und die spielen nur dann zusammen, wenn sie in ihrer natürlichen Form verarbeitet werden – z. B. in einem selbstgemachten Ölauszug. Ein Ganzes ist einfach immer mehr, als die Summe seiner Teile – das wusste schon Aristoteles, von dem diese Erkenntnis ursprünglich stammt.
Selbstgemachte Salben sind mehr als ein DIY-Trend: Sie schenken Deiner Haut echte Pflege ohne bedenkliche Zusätze – und Dir selbst das Gefühl, nicht komplett von anderen abhängig zu sein, sondern selber etwas tun und bewirken zu können. (Zum Thema Selbermachen lies super gerne auch mal hier).
Und hier ist ein Rezept für eine meiner liebsten Salben:
Ringelblumen-Kamillen-Salbe
Dafür brauchst Du nur 3 Zutaten: Olivenöl, getrocknete Ringelblumen- und Kamillenblüten und Bienenwachs.
Als erstes stellst Du einen Ölauszug mit den Blüten und dem Olivenöl her. Ich empfehle gerne einen Kaltauszug aus frischen Blüten, der in der Sonne ausziehen darf. Da wir aber jetzt schon November haben und weder frische Blüten noch Sonne wirklich reichlich vorhanden sind, greife ich diesmal auf einen Warmauszug zurück.
Dafür füllst Du ein verschließbares Glas zu 2/3 mit den getrockneten Ringelblumen- und Kamillenblüten zu gleichen Teilen und fügst so viel Olivenöl hinzu, dass alle Blüten komplett bedeckt sind.
Diese Mischung erwärmst Du im Wasserbad auf 55-60 Grad und lässt das ganze ca. 2 Stunden ziehen. Achte dabei darauf, dass die Mischung nicht heißer wird als ungefähr 60 Grad, sonst gehen zu viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren.
Nach der Ziehzeit seihst Du den Ölauszug durch einen Tee- oder Kaffeefilter ab (ein feines Tuch geht natürlich auch) – und Dein Ölauszug ist fertig.
Für die Salbe fehlt nun nur noch das Bienenwachs. Auf 50 ml Ölauszug nehme ich ca. 5 Gramm Bienenwachs, Du kannst aber auch etwas mehr nehmen, wenn Du die Salbe fester haben möchtest, oder dementsprechend etwas weniger, wenn sie etwas weicher sein soll.
Erhitze den Ölauszug wiederum im Wasserbad, füge das Bienenwachs hinzu und warte, bis es vollständig geschmolzen ist – am besten rührst Du gelegentlich um, damit das Wachs keine größeren Klumpen bildet.
Wenn sich das Wachs vollständig aufgelöst hat, nimmst Du die Mischung aus dem Wasserbad und lässt sie etwas abkühlen, bevor Du sie in ein am besten dunkles Glasgefäß füllst. Warte mit dem Verschließen, bis die Salbe vollständig ausgekühlt ist, weil sich sonst am Decke Kondenswasser bildet, das die Haltbarkeit der Salbe beeinträchtigen würde.
Zum Schluss noch schön beschriften und Deine selbst gerührte Salbe ist einsatzbereit. Ringelblumensalbe wird bei kleinen Wunden, Abschürfungen und zur Narbenpflege eingesetzt.
Diese Salbe verwende ich als „Labello“. Bei diesem Einsatzzweck ist mir der Unterschied zu einem industriell hergestellten Produkt besonders deutlich aufgefallen. Ein normaler Lippenpflegestift bleibt spürbar auf den Lippen „kleben“ und „rubbelt“ sich nach und nach wieder ab – die Salbe zieht sofort ein und hinterlässt ein super schön weiches Gefühl. Probiert das einfach mal aus – es lohnt sich so sehr! 💚





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