Das Gedicht, das ich heute mit Euch teilen möchte, begleitet mich seit meiner Kindheit durch die Weihnachtszeit und ich finde es bis heute einfach nur schön.
Weihnachten
Markt und Straßen steh’n verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein steh’n und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern,
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!
(Joseph von Eichendorff, 1788-1857)
Auch wenn ich die Worte als Kind nicht zur Gänze verstanden habe, hat es immer schon irgendwie ein Gefühl der Zufriedenheit und inneren Ruhe in mir ausgelöst. Das Bild einer weiten, friedlichen und stillen Winterlandschaft unter einem leuchtenden Sternenhimmel entstand von ganz alleine vor meinem inneren Auge… 🙂
Heute würde ich es so beschreiben:
Es ist Weihnachten – eine Zeit, in der die Welt um uns herum plötzlich zur Ruhe kommt. Die Straßen werden stiller, der Trubel weicht einer tiefen Besinnlichkeit. Vielleicht kennst Du das: Du gehst durch die Gassen, siehst die warm erleuchteten Fenster, in denen liebevoll geschmückt wurde. Es ist, als würde dieser Moment Dich einladen, innezuhalten.
Kinder stehen vor den Fenstern, ihre Augen leuchten vor Freude und Erwartung. Dieser Anblick erinnert uns daran, wie einfach es sein kann, glücklich zu sein. Es braucht nicht viel – nur einen Moment des Staunens, ein kleines Wunder, das unsere Aufmerksamkeit fesselt. Vielleicht können auch wir wieder lernen, mit so viel Freude die kleinen Dinge zu sehen.
Und wenn Du Dich aus der Enge der Mauern hinaus ins Freie begibst, spürst Du es noch deutlicher: die Weite, die Stille, die Klarheit. Dort draußen, wo der Schnee unter Deinen Schritten knirscht und die Sterne heller leuchten als sonst, liegt ein besonderer Zauber. Es ist eine Stille, die nicht leer ist, sondern voll – voll von Frieden, von Möglichkeiten, von dem, was wirklich wichtig ist.
Diese Zeit erinnert uns daran, wie viel Schönheit in der Einfachheit liegt. Sie lädt Dich ein, loszulassen, tief durchzuatmen und Dich ganz auf diesen Augenblick einzulassen. Vielleicht hörst Du dann sogar die leisen Töne, die wie aus dem Schnee selbst zu kommen scheinen – eine Melodie, die Dich daran erinnert, dass diese Zeit mehr ist als Geschenke und Termine. Es ist eine Zeit, in der wir innehalten dürfen, in der die Welt uns Raum gibt, um in uns selbst hineinzuhorchen.
Was, wenn wir diese „gnadenreiche Zeit“ wirklich als Geschenk annehmen? Ein Geschenk, das uns erlaubt, ganz im Moment zu sein, mit offenen Augen und einem warmen Herzen.





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