Ein Ölauszug ist eine tolle Möglichkeit, die wertvollen Inhaltstoffe aus Kräutern zu lösen. Ein Ölauszug ist super vielseitig einsetzbar: in der Küche, als Pflegeöl, als Basis für selbstgemachte Salben, als Zutat in Cremes und Lotionen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Du einen solchen Auszug herstellen kannst. Tatsächlich ist das ganz einfach und alles was Du dazu brauchst, hast Du meistens ohnehin im Haus. Wenn Du ein paar Dinge beachtest, hast Du lange Freude an Deinem Werk.
1. Kaltauszug
Der Kaltauszug ist die schonendste Methode und besonders für getrocknete Kräuter oder solche mit wenig Feuchtigkeit geeignet. Hierbei lässt Du die Kräuter über mehrere Wochen bei Zimmertemperatur im Öl ziehen.
Kräuter vorbereiten
Ich persönliche wasche die Kräuter nicht. Zum Einen achte ich schon beim Sammeln darauf, dass ich Pflanzen sammle, die ohne grobe Verschmutzungen sind. Also nicht gerade neben einem Kuhfladen…. 😉 Zum Anderen werden beim Waschen erstens schon Inhaltsstoffe herausgelöst und zweitens bringt man dadurch auch Feuchtigkeit ins Öl, was die Schimmelbildung enorm erhöht. Wenn ich die Kräuter kaufe, dann denke ich, dass ich den Keimen am Einkaufswagen oder in der Luft im Laden auch nicht aus dem Weg gehen kann… Das darf aber jeder für sich entscheiden. Wenn Dir einfach wohler dabei ist, die Kräuter zu waschen, dann lasse sie sehr sorgfältig trocknen, bevor Du sie für den Ölauszug verwendest.
Die Kräuter zerkleinerst Du am besten etwas, so kannst Du die sie besser ins Glas schichten und die Inhaltsstoffe können sich besser lösen.
Wieviel Kräuter verwende ich?
- Bei getrockneten Kräutern füllst Du etwa ein Drittel Deines Glases für den Ölauszug mit den Kräutern.
- Für frische Kräuter nimmst Du die Hälfte des Glases. Frische Kräuter lässt Du vorher am besten etwas anwelken, damit sie weniger Feuchtigkeit enthalten. Das verringert das Risiko von Schimmelbildung.
Öl einfüllen:
Jetzt füllst Du das Glas mit Öl auf, bis die Kräuter vollständig bedeckt sind. Jedes Öl, das Du in der Küche oder Kosmetik verwenden kannst, ist dafür geeignet – zum Beispiel Olivenöl, Sonnenblumenöl, Mandelöl oder Jojobaöl.
Um zu verhindern, dass sich Feuchtigkeit im Glasdeckel sammelt und zurück ins Öl tropft, kannst Du ein kleines Tuch zwischen Glas und Deckel legen. Am besten kontrollierst Du einmal am Tag, ob alles in Ordnung ist und die Kräuter vollständig mit Öl bedeckt sind.
Lagerung:
Stelle das Glas an einen dunklen, kühlen Ort. Direkte Sonne oder Heizungsnähe solltest Du vermeiden, da starkes UV-Licht und große Wärme die Qualität des Öls beeinträchtigen können.
Tägliches Schütteln:
Das Glas schüttelst Du am besten jeden Tag einmal kräftig. So verteilen sich die Kräuter und die Wirkstoffe lösen sich besser im Öl.
Geduld haben:
Lass die Mischung 3–4 Wochen ziehen. Je festere Blätter oder Nadeln die Kräuter haben, desto länger dauert es, bis die Inhaltsstoffe gelöst sind. Danach kannst Du die Kräuter durch ein Sieb oder ein Tuch abseihen. Du bewahrst Deinen Ölauszug am besten in einer dunklen, lichtgeschützten Flasche auf.
2. Heißauszug
Wenn es schneller gehen soll oder Du frische Kräuter mit höherem Feuchtigkeitsanteil verwendest, eignet sich der Heißauszug besonders gut. Hier bewirkt die Wärme, dass die Wirkstoffe aus den Kräutern schneller gelöst werden können.
Kräuter im Wasserbad erwärmen:
Gib die Kräuter zusammen mit dem Öl in ein hitzebeständiges Glas oder eine Schüssel. Stell diese in ein Wasserbad und erhitze das Ganze auf etwa 60 °C.
Ziehzeit:
Lass das Öl 2–3 Stunden ziehen. Schwenke das Gefäß immer wieder, damit sich alles gut verteilt.
Abseihen:
Anschließend siebst Du die Kräuter ab. Bei frischen Kräutern solltest Du darauf achten, sie nicht auszudrücken, damit keine Feuchtigkeit ins Öl gelangt. Getrocknete Kräuter kannst Du dagegen vorsichtig ausdrücken, um das Öl zu gewinnen.
Zweimal erhitzen:
Für besonders harte Kräuter oder Wurzeln (z.B. Rosmarin-Zweige oder Beinwellwurzeln) kannst Du den Prozess wiederholen. Lass das Öl nach dem ersten Erhitzen abkühlen und erhitze es am nächsten Tag nochmal auf 60 °C.
3. Die Salbenstövchen-Methode
Das ist eine besonders gemütliche Methode – perfekt für kleinere Mengen und getrocknete Kräuter.
- Gib die Kräuter und das Öl in ein hitzebeständiges Gefäß und stelle es auf ein Stövchen.
- Erwärme das Öl über 2–3 Tage immer wieder sanft. Achte darauf, dass das Öl nicht zu heiß wird oder zu kochen beginnt.
- Nach der letzten Erwärmung lässt Du das Öl abkühlen und seihst die Kräuter ab.
4. Die Mixer-Methode
Wenn es wirklich mal ganz schnell gehen soll, kannst Du Kräuter und Öl auch im Mixer verarbeiten.
- Gib die Kräuter und das Öl in einen Mixer und lass die Mischung etwa 4–5 Minuten mixen. Dabei wird die Mischung leicht warm.
- Achte darauf, dass sie nicht zu heiß wird, damit die Inhaltsstoffe und der Geschmack erhalten bleiben.
- Lass die Mischung danach gern noch ein paar Stunden ziehen und seihe sie dann ab.
Ein paar Dinge noch, auf die Du achten darfst:
- Sauberes arbeiten: Hygiene ist sehr wichtig, damit Dein Ölauszug nicht durch Keime schnell verdirbt. Spüle alle Arbeitsmaterialien vorher gründlich aus und desinfiziere sie, am besten mit Alkohol oder durch Auskochen. Auch die Handtücher, die Du verwendest, sollten frisch gewaschen sein.
- Feuchtigkeit vermeiden: Egal, welche Methode Du wählst – Feuchtigkeit im Öl kann dazu führen, dass es kippt. Kontrolliere Deinen Ölauszug regelmäßig, und achte darauf, dass keine Flüssigkeit ins Öl gelangen kann. Dazu kannst Du während der Auszugsphase z.B. ein Küchentuch oder ein kleines Mulltuch über das Glas legen, bevor Du es zudeckst oder zuschraubst.
- Ölauswahl: Wähle das Öl passend zum Verwendungszweck. Für die Kosmetik eignen sich z.B. Mandelöl oder Jojobaöl. Da gibt es eine große Auswahl, je nach Hauttyp gibt es verschiedene Möglichkeiten. In der Küche nimmst Du am besten ein Öl, das Dir geschmacklich zusagt, wie Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Auch da hast Du eine große Auswahl.
- Haltbarkeit: Die Haltbarkeit Deines Ölauszugs richtet sich vor allem nach der Haltbarkeit des gewählten Öl – sieh einfach auf der Flasche nach, bis zu dem angegebenen Datum sollte dann auch Dein Ölauszug haltbar sein. Wichtiger Punkt bei der Haltbarkeit ist aber auch die Hygiene, je sauberer Du gearbeitet hast, umso weniger Fremdstoffe sind drin, die Du einem schnelleren Verderb führen können.
Mit diesen Methoden kannst Du ganz leicht eigene Ölauszüge herstellen. Sie sind nicht nur eine tolle Basis für Kosmetikprodukte oder selbstgemachte Salben, sondern verfeinern auch Gerichte in der Küche. Probiere es einfach mal aus – es macht richtig Spaß, mit den unterschiedlichen Kräutern und Ölen zu experimentieren.
Ich habe im Frühjahr die Mixer-Variante mal mit Bärlauch und Löwenzahnblüten ausprobiert – Sonne und Frühling im Glas…. 😉






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