In dieser Jahreszeit sammeln sich bei vielen von uns mehr Spannungen an, als wir manchmal realisieren. Termine, Erwartungen, innere Unruhe, ein hektisches Umfeld, sich-verpflichtet-fühlen, eigene Ansprüche. Der Körper speichert das alles – aber genauso kann er das auch wieder abgeben.
Diese Übung nutzt die Wirkung von Druck und Entlastung. Auf eine Phase bewusster Anspannung folgte eine Phase ebenso bewusster Entspannung – tatsächlich physisch mit Deinem Körper. Den Effekt spürst Du natürlich erst einmal körperlich, er überträgt sich aber auch auf Dein Nervensystem. Dabei ist mir eines ganz wichtig zu sagen: es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es geht nicht darum, die Übung „nach Vorschrift“ auszuführen – sondern so, wie es sich für Dich gut anfühlt.
Ein stiller, erdender Ausgleich – gerade jetzt im Advent. Druck und Entlastung, verbunden mit der Vorstellung, dass Du Energie abgeben und neue Ruhe aufnehmen kannst. Ein Stock wird dabei Deine Brücke zwischen Dir und der Erde: stabil, unaufgeregt, tragfähig.
1. Finde Deinen Stock
Suche Dir im Wald oder Park einen stabilen Stock oder Ast, der sich gut und „richtig“ anfühlt – lass Dich dabei von Deinem Empfinden leiten. Stelle ihn senkrecht vor Dir auf den Boden, lass die Arme dabei leicht gebeugt.
Lege beide Hände fest, aber nicht verkrampft um ihn herum. Der Stock soll sich ganz natürlich in Deine Haltung und Deinen Griff einfügen.
2. Richte Deinen Stand aus
Stell Dich hüftbreit hin, die Knie leicht entspannt.
Spüre kurz den Boden unter Deinen Füßen.
Nimm wahr, wie Du stehst, bevor Du etwas tust.
3. Drücke den Stock bewusst nach unten
Baue langsam Druck auf – so, dass der Stock fest in den Boden drückt.
Während Du drückst, stell Dir vor, wie Anspannung, innere Schwere oder das Gedrängel der letzten Tage über Deine Hände in den Stock fließen.
Übe so viel Druck aus wie sich von selbst, aus Deinem inneren Gefühl heraus, ergibt.
4. Lass vollständig los
Lass den Stock los, aber ohne die Hände von ihm zu lösen.
Spüre bewusst: Was fällt von Dir ab, wenn Du nichts mehr hältst?
Diese Übung hat noch einen zweiten wertvollen Aspekt:
Energie fließt. Immer.
Sie verschwindet nicht – sie verändert nur ihre Form.
Wenn Du im Wald stehst, die Füße auf festem Grund, dann ist da mehr als nur „unten“. Der Boden trägt Dich. Und er nimmt auf – Wärme, Druck, Spannung.
Doch das Entscheidende ist: Er gibt auch zurück.
Nichts im Leben ist eine Einbahnstraße. Auch nicht das Geben.
Manchmal schenken wir Kraft. Und manchmal dürfen wir sie uns still zurückholen.
Nicht laut, nicht fordernd – einfach, indem wir empfangen, was da ist: Ruhe, Standfestigkeit, eine Art von Kraft, die nicht erkämpft werden muss.
Die Erde speichert.
Wärme vom Tag. Regen vom Himmel. Geschichten in den Wurzeln.
Und wenn Du Dich verbindest – mit Deinen Füßen, mit einem Stock, mit Deiner Aufmerksamkeit – dann darfst Du aus dieser Tiefe schöpfen.
Nicht alles muss aus Dir selbst kommen.
Manches darf einfach in Dich hineinfließen.
5. Lausche zum Abschluss in Dich hinein
Löse die Hände langsam vom Stock, bleibe noch einen Moment stehen.
Spüre nach:
- Wie fühlen sich Arme und Schultern an?
- Wie steht Dein Körper jetzt auf dem Boden?
- Was hat sich verändert?
Was Dir diese Übung zeigen möchte:
Körper und Geist sind kein getrenntes System.
Wenn Du körperlich Spannung abbaust, entspannt sich auch etwas im Denken.
Wenn Du Halt unter den Füßen spürst, wird das innere Durcheinander stiller.
Im Advent, wo so viel im Außen geschieht, ist das eine leise Erinnerung:
Nicht alles muss über den Kopf gelöst werden.





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