„Weihnachten ist, wenn die Stille laut genug ist, dass man sich selbst wieder hört.„
Wenn sich jetzt das letzte Licht des Tages immer früher im Dämmergrau verliert, dann entsteht für mich ein besonderer Raum – mit weniger „Tun“ und mehr „Sein“. Die Natur wird stiller – und ich nehme mir die Freiheit, es ihr gleichzutun.
Für viele sind der Advent und Weihnachten ein Wettlauf: um die schönste Dekoration, das beste Festmenü, aufwändige und viele Geschenke, um die „beschäftigste“ Vorweihnachtszeit, den vollsten Terminkalender – um das perfekte Weihnachtsfest…
Viele von uns geraten in dieser Zeit unter Druck, weil wir – oft ohne es zu hinterfragen – Erwartungen erfüllen wollen: die der Familie, der Kinder, der Gesellschaft. Oder was wir glauben, dass von uns erwartet wird. Manchmal ist es das Bild, das wir von uns selbst zeigen möchten: als perfekte Gastgeberin, als aufmerksamer Sohn, als fürsorgliche Mutter, als kreative Freundin. Und oft genug ist es auch die eigene Vorstellung davon, wie es „sein müsste“. Dieser innere Anspruch kann laut sein – lauter als das eigene Bedürfnis nach Ruhe. Doch ich glaube: Es darf auch anders aussehen. Es gibt kein festgelegtes „Weihnachtsschema“ – nach dem Advent und Weihnachten gestaltet werden müssen…
Für mich ist diese Zeit eine Einladung zur stillen Rückkehr – zu dem, was mich im Innersten ausmacht und zu dem, was mir guttut. Und eine Einladung, die Gedanken nach innen zu richten und mich darauf zu besinnen, wo ich wirklich hinmöchte. Was wirklich wichtig ist – und was ich getrost sein lassen kann.
Unsere Leistungsgesellschaft fordert von uns, 360 Tage im Jahr auf Hochtouren zu laufen, völlig entgegen dem natürlich Rhythmus des Jahreskreislaufs. Alles in der Natur zieht sich im Winter zurück, um neue Energie zu schöpfen – so kann im nächsten Frühjahr wieder mit voller Kraft Neues entstehen. Zwar können wir nicht allem entgehen, aber auf so manches haben wir selber Einfluss und können entscheiden, ob wir wirklich alles mitmachen wollen…
Was vielfach als „Muss“ gilt – und was Du vielleicht lassen darfst:
🍽 Vier-Gänge-Menü mit allem Drum und Dran.
→ Vielleicht tun es ein einziger Gang mit ein paar besonderen und hochwertigen Zutaten und selbstgemachten Plätzchen zum Nachtisch auch, ganz in Ruhe genossen…
🎄 Jedes Zimmer dekorieren, weil es „festlich aussehen“ soll.
→ Vielleicht genügen ja auch ein „Weihnachtszimmer“ und einige in der Wohnung verteilte Kerzen und Tannenzweigen – und die Weihnachtstasse für den Kaffee…
📅 Jeden Adventssonntag eine Einladung
→ Vielleicht sagst Du einmal bewusst ab – und schenkst Dir selbst unverplante Zeit für Dich…
📦 Power-Shopping bis zur letzten Minute, weil alles unbedingt noch rechtzeitig ankommen muss.
→ Vielleicht freuen sich die Beschenkten ja auch noch am 27. Dezember über Dein Geschenk – und Deine Nerven über mehr Ruhe…
🎶 Dauerbeschallung mit Weihnachtsmusik, weil „Stimmung sein muss“.
→ Vielleicht ist weniger da einfach mehr. Suche Dir einige Weihnachtslieder aus, die sich für Dich einfach nach Weihnachten anfühlen (bei mir ist das eine ganz alte Schallplatte, die ich schon als Kind hatte) – und nimm Dir bei einem Tee oder Kaffee bewusst Zeit , sie anzuhören…
🧼 Wohnung auf Hochglanz bringen für Gäste, die „etwas erwarten könnten“.
→ Vielleicht ist eine warme, einladende Atmosphäre wichtiger als streifenfreie Fenster…
👗 Sich zu Weihnachten richtig schick machen, samt Friseur und neuer Garderobe
→ Vielleicht tut ein bequemes Outfit mehr für Entspannung und Besinnlichkeit…
📞 Alle Telefonate zu Weihnachten führen, auch wenn es zum Pflichttermin ausartet
→ Vielleicht ist es mehr wert, sich unter dem Jahr zu melden – und nicht dann, wenn es sich eben auch nach Pflichtanruf anfühlt…
Ein paar Fragen, die Dich (nicht nur) im Advent begleiten können:
🎄 Muss ich das wirklich tun – oder mache ich’s, weil man’s eben so macht?
🎄Würde jemand enttäuscht sein, wenn ich etwas diesmal nicht mache – und wie schlimm wäre das wirklich?
🎄Welche Einladung möchte ich absagen – weil es mir zu viel wäre?
🎄Was habe ich im letzten Jahr nur gemacht, weil es Tradition war – nicht, weil es mir gutgetan hat?
🎄Welche Dinge auf meiner To-do-Liste könnten einfach wegfallen, ohne dass die Welt untergeht?
🎄Wenn ich einen Abend ganz für mich hätte – was würde ich am liebsten tun (oder nicht tun)?
🎄Was ist mir in dieser Zeit wirklich wichtig – ganz persönlich, nicht fürs Fotoalbum?
🎄Wofür möchte ich mir mehr Zeit nehmen, auch wenn dafür anderes wegfällt?
🎄Mit wem möchte ich in dieser Zeit wirklich in Kontakt sein – und wer raubt mir eher Energie?
🎄Was darf dieses Jahr schlicht, klein oder vielleicht sogar ausfallen – ohne schlechtes Gewissen?
Das größte Geschenk mache ich mir selbst: Abstand zur „Weihnachtsrallye“. Natürlich gibt es auch einige Dinge, die ich mir nicht nehmen lasse. Selber Plätzchen backen, weihnachtlich dekorieren, ein geschmückter Christbaum, etwas Besonderes zu essen – aber eben so, wie es für mich passt. Und ganz oft geht mein Blick aus dem Fenster in den winterlichen Garten und ich genieße den Anblick von Stille und Ruhe. Abends bleibt das große Licht öfters aus und macht gedämpfter Atmosphäre mit Kerzen und Tischlampen Platz. Ich genieße winterliche Gewürze (Du glaubst gar nicht, wie lecker eine Prise Vanillepulver im Kaffee schmeckt…), bin dankbar dafür, ein gemütliches Zuhause zu haben und richte den Blick nach innen. Und wenn es still genug geworden ist, dann höre ich auch, was meine innere Stimme mir sagen möchte.
Dann ist Weihnachten. 🎄✨





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