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Hexenküche im Herbst 🍂

Von Bitterkräutern, Hagebutten und Wurzeln

Der September ist für mich ein besonderer Monat.
Nicht nur wegen der leuchtenden Farben, sondern weil er eine Art Schwellenzeit markiert.
Um die Tag- und Nachtgleiche herum beginnt die Natur, sich still zurückzuziehen – und gleichzeitig schenkt sie uns noch einmal ein Aufblühen: viele Kräuter treiben jetzt, nach den hohen Temperaturen des Sommers, ein zweites Mal aus, einige blühen ein letztes Mal, bevor sie sich in ihre Wurzeln zurückziehen. Zeit, meine Tinkturen und Ölauszüge für den Winter anzusetzen. Bis zum ersten Frost sind noch reichlich Kräuter zu finden, und Früchte wie Hagebutten und Weißdorn gibt es jetzt in Hülle und Fülle.

Im Herbst lohnt es sich außerdem besonders, Wurzeln zu sammeln, denn die Pflanzen ziehen jetzt ihre ganze Kraft in ihre unterirdischen Teile zurück. Perfekt also, wenn man sie für die Hausapotheke nutzen möchte.

Zugegeben, ein bisschen Wehmut ist natürlich schon dabei: die kürzeren Tage und die teilweise schon sehr kühlen Temperaturen zeigen uns einfach deutlich, dass der Sommer vorbei ist. Es ist wieder Zeit für Pullover und lange Hosen, die Sandalen wandern wieder in den Schrank, die Zeit draußen in der Natur zu sein wird immer knapper, weil es immer früher dunkel wird… 🍂

Aber dann erinnere ich mich an das, was der Herbst uns so zu bieten hat: Zwiebelkuchen, buntes Laub, die Ernte des Sommers… frische Äpfel, Hagebutten, eine heiße Tasse Kräutertee nach einem Spaziergang an einem frischen und windigen Tag…

Während alles im Außen beginnt, sich zu verlangsamen, dürfen auch wir innerlich einen Gang zurückschalten. Uns daran erinnern, dass der Rhythmus der Natur eben auch für uns gilt. Das Leben ist nicht linear – auch wenn wir in unserer modernen Welt am besten 365 Tage im Jahr die gleiche Kraft und Energie aufbringen sollen, um unsere Pflichten zu erfüllen…

Und vielleicht liegt gerade im Sammeln, Trocknen, Ansetzen eine kleine Erinnerung: Wir dürfen mit der Natur gehen. Nicht dagegen. Nicht nur wachsen, sondern auch verarbeiten, bewahren, verwandeln.

September ist für mich auch die Zeit, in der ich Tinkturen für den Winter ansetze und Hagebutten sammle und verarbeite. Ich verarbeite gerne Hagebutten, die noch keinen Frost abbekommen haben – ich mag sie für Marmelade, Chutney und Ölauszug lieber, wenn sie noch fest sind.

Das tolle Spätsommerwetter am Wochenende habe ich dafür genutzt zu sammeln – na ja, den regnerischen Sonntag dann zum Verarbeiten… 😉 Ich möchte Euch heute mal in meine „Schatzkammer“ für den Winter mitnehmen. 🌿


Bitterstoffe sind wertvolle Helfer für unsere Verdauung und unterstützen vor allem die Leber in ihrer Arbeit. Da die Leber unser zentrales Entgiftungsorgan ist, kann eine Bittertinktur den Körper dabei begleiten, besser zu entlasten und zu reinigen.

Ich verwende dafür die Bitterkräuter, die in meinem Garten oder in der näheren Umgebung wachsen: Löwenzahn, Beifuß, Schafgarbe und Wegwarte. Ich nehme nur die Blätter, aber beim Löwenzahn oder der Wegwarte ist auch die Wurzel geeignet. Allerdings sollte man zum Ausziehen von Wurzeln eher Alkohol mit ca. 55-60 % verwenden, da sie sehr hart sind und sich die Inhaltsstoffe so besser lösen – was jetzt bei den Blättern allein nicht nötig ist. Daher nehme ich entweder das eine oder das andere. Weitere gut geeignete Bitterkräuter wären z.B. Mariendistel, Wermut, Hopfen, Artischocke oder Enzian.

Ich fülle ein ausgekochtes Marmeladenglas etwa zur Hälfte mit den zerkleinerten und gesäuberten Kräutern.
Anschließend gieße ich die Kräuter mit hochprozentigem Alkohol auf (mindestens 40 %), z.B. Wodka oder Doppelkorn. Dabei achte ich darauf, dass sämtliche Pflanzenteile mit Flüssigkeit bedeckt sind, sonst kann sich trotz der konservierenden Wirkung des Alkohols Schimmel im Ansatz bilden.

Wenn Ihr Kräuter mit hohem Feuchtigkeitsgehalt oder sie gewaschen habt (ich verzichte darauf, denn schon dabei werden einige der wertvollen Inhaltsstoffe ausgewaschen), lohnt es sich sie anwelken zu lassen, damit nicht zu viel Wasser in die Tinktur gelangt.

Das Glas wird anschließend gut verschlossen und dann darf die Tinktur an einem kühlen, nicht zu dunklen Ort – aber ohne direktes Sonnenlicht – ca. 4 Wochen ziehen. Während dieser Zeit schüttelte ich das Glas einmal täglich, sodass der Inhalt gleichmäßig verteilt bleibt.

Nach etwa 4 Wochen gieße ich den Ansatz durch ein feines Tuch oder einen Kaffee- bzw. Teefilter ab, fülle die fertige Tinktur in eine dunkle Glasflasche und lagere sie gut beschriftet – Inhalt und Herstellungsdatum – an einem kühlen und dunklen Ort.


Der Ansatz funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei der Bittertinktur, nur eben mit anderen Pflanzen. Diese Zubereitungsart eignet sich für alle Pflanzen mit alkohollöslichen Inhaltsstoffen, wie u.a. Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle.

Mädesüß mag es feucht und treibt jetzt noch einmal üppig aus, und auch ein paar letzte Blüten lassen sich noch finden. Ich verwende beides, die Blätter und die Blüten. Die Weidenrinde schneide ich sehr fein, damit der 40-prozentige Alkohol für den Auszug ausreicht.

Frische Rinde sammelt man normalerweise am besten im Frühjahr, denn verwendet werden junge Triebe.
Direkt an meiner Einfahrt wächst eine Weide. Eigentlich steht sie dort so ungünstig, dass sie da gar nicht bleiben kann – ich komme sonst kaum noch hinein. Da ich die Wurzel aber nicht herausbekomme, ohne die ganze Einfahrt aufzureißen (und es auch nicht übers Herz bringe), lasse ich sie stehen und „ernte“ stattdessen im Herbst die jungen Triebe. Ein Teil der Rinde wandert in meine Tinktur, aus den übrigen Trieben flechte ich Kränze oder kleine Werkstücke aus Weidenruten. So bleibt die Pflanze sinnvoll genutzt, auch wenn sie dort nicht zu ihrer vollen Größe wachsen darf… 💚


  • Hagebutten mit einem Tuch abreiben (möglichst nicht waschen, um kein Wasser ins Öl einzutragen).
  • Blütenansatz entfernen, Hagebutten halbieren.
  • Mit Jojoba-Öl (oder einem anderen Trägeröl wie z.B. Mandelöl) in einem hitzebeständigen Glas oder Gefäß übergießen, bis alle Früchte bedeckt sind.
  • Öl auf etwa 60 °C erwärmen und 3-4 Stunden ziehen lassen.
  • Abkühlen lassen, am nächsten Tag die Früchte pürieren und erneut auf 60 °C erwärmen, wieder 3-4 Stunden ziehen lassen.
  • Schließlich durch ein feines Tuch abseihen und in eine dunkle Glasflasche abfüllen.

Da ich beides mag, koche ich mir reines Hagebuttenmark ein, ohne irgendwelche Zusätze, so bin ich völlig frei bei der Verwendung…

Von den gewaschenen Hagebutten die Blütenansätze entfernen – das geht finde ich am besten mit einer scharfen Schere 😉- in einen ausreichend großen Topf geben (damit nichts überkochen kann), knapp mit Wasser bedecken und so lange leise köcheln, bis die Hagebutten weich sind. Eine genaue Zeit lässt sich schwer nennen; es kann 1-2 Stunden dauern, aber auch schon nach einer halben Stunde soweit sein. In einem Schnellkopftopf können auch schon 15-20 Minuten ausreichen. Am Ende sollen die Hagebutten auf jeden Fall weich genug sein, um sie pürieren und durch ein Sieb streichen zu können.

Das so entstandene Mus gebe ich in einen sauberen Topf und lasse es unter Rühren aufkochen. Das heiße Mus fülle ich anschließend in sterilisierte Marmeladengläser (Deckel nicht vergessen zu sterilisieren), verschließe sie und lasse sie einige Minuten auf dem Kopf stehen. Danach drehe ich sie um und lasse sie abkühlen. Während der Abkühlphase sollte ein deutliches Ploppen zu hören sein – dann könnt ihr davon ausgehen, dass sich das Vakuum gebildet hat, das zur Konservierung gebraucht wird. 🫙


Was ich dieses Jahr unbedingt ausprobieren möchte, ist Apfel-Hagebutten-Chutney. Chutneys sind würzige Soßen aus der indischen Küche. Sie bestehen aus Gemüse/Obst, Essig, Gewürzen wie Ingwer, Chili, Kurkuma, Kreuzkümmel. Süß, sauer, scharf oder eine Kombination.

Auch die Kerne der Hagebutte lassen sich noch wunderbar verwenden.

Einige Öle und Tinkturen stehen auch noch auf dem Programm: Beinwell, Meerrettich, Weißdorn warten noch auf mich. Denn ich liebe das Sammeln und Verarbeiten der Schätze, die die Natur uns schenkt. 💚

Was daraus alles entsteht, lest Ihr dann in einem der nächsten Artikel… 🌿🍶



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…darf sich auch meine Arbeit wandeln und entwickeln. All das, was ich so unheimlich gerne an andere Menschen vermittle, findet jetzt ein Zuhause unter einem gemeinsamen Dach:

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Und nicht immer so, wie andere Dich gerne hätten.

Ich renoviere und erweitere meine Kurse und sortiere meine Hexenküche neu. Wenn Du schon mal einen kleinen Einblick bekommen möchtest, was auf Dich wartet, dann komm doch einfach mal in meinem Uteversum vorbei – ein Klick auf das Bild bringt Dich direkt dorthin! 🌿