Jeden erwischt es mal. Ein Kratzen im Hals, wenn es statt Sommer 15 Grad und Dauerregen hat. Ein unangenehmes Pochen hinter der Stirn, der Rücken zwickt oder die Muskulatur arbeitet auch nicht ganz reibungslos. Oft reagieren wir dann automatisch so: „Oh, schnell zur Apotheke, irgendwas mit Wirkung holen.“ Und sind fast im selben Moment auch schon unterwegs. Denn so haben es die meisten von uns kennen gelernt, und schließlich muss die Leistungsfähigkeit ja unverzüglich wieder hergestellt werden. Obwohl viele von uns innerlich eher das Bedürfnis nach Ruhe und Selbstfürsorge haben.
Die Audio-Version des Artikels endet übrigens etwas unvermittelt – so wie Gedanken manchmal einfach innehalten. Ich hab mich entschieden, es genau so zu lassen.
Weil Echtheit denke ich mehr zählt als Perfektion – und Du vermutlich selbst weißt, wie das ist, wenn einem mitten im Satz der Faden verloren geht…😉🌱

Ganz klar: natürlich ist Abhilfe „auf Knopfdruck“ verlockend. Man muss nicht groß nachdenken, nicht in sich hineinhorchen, nichts zubereiten, nur ein paar Euro oder ein Rezept, und schon halten wir eine Tablette, eine Salbe oder eine Lutschtablette mit Vielfachwirkung in der Hand. Schnell. Wirksam. Bequem.
Aber, und das höre ich bei vielen immer öfter heraus, es bleibt doch ein bitterer Beigeschmack. Die leise Erkenntnis, dass man der wirklichen Ursache gerade ein bisschen aus dem Weg gegangen ist. Und dass wir uns mit diesen chemischen Turbo-Helferlein nicht nur Gutes tun…
Die Bequemlichkeitsfalle
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Dass es unsere modernen Medikamente gibt, ist ein Segen – keine Frage. Aber ihre bloße Verfügbarkeit hat auch einen stillen Nebeneffekt:
Sie verführen dazu, die innere Auseinandersetzung mit uns selbst und unseren Symptomen zu überspringen. „Will ich das jetzt wirklich nehmen?
Oder gibt es eine sanftere, weniger drastische Möglichkeit?
Will mein Körper mir mit diesen Symptomen vielleicht etwas sagen?
Und könnte er – mit ein wenig Zeit und Unterstützung – selbst wieder ins Gleichgewicht finden? Was würde mir wirklich guttun – jenseits der schnellen Linderung?
Der Preis der Bequemlichkeit
Moderne Medikamente sind eben doch keine harmlosen Helferlein – sie sind hochwirksame chemische Substanzen, die tief in unsere körpereigenen Prozesse eingreifen. Genau das macht sie so effektiv – aber eben auch risikobehaftet. Ihre Wirkstoffe wirken nicht nur dort, wo wir sie haben wollen, sondern oft auch an Stellen, wo wir sie lieber nicht hätten. Deshalb ist die Liste der möglichen Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel häufig so lang wie die Bibel. Und das ist kein Zufall – sondern Ausdruck der Macht, mit der diese Stoffe in unseren fein regulierten Organismus eingreifen.
Hinzu kommt: Viele dieser Mittel zeigen mit der Zeit einen Gewöhnungseffekt. Der Körper passt sich an, reagiert weniger empfindlich – und plötzlich braucht es mehr vom gleichen Wirkstoff, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Oder stärkere Varianten. Oder neue Kombinationen.
So geraten wir manchmal ganz unbemerkt in eine Spirale: mehr Input, weniger Wirkung, neue Symptome, neue Mittel.
Pflanzenheilkunde hat Geschichte
Dabei ist die pharmazeutische Industrie, wie wir sie heute kennen, noch jung – gerade einmal etwas über hundert Jahre alt. Ein Wimpernschlag, wenn man bedenkt, wie lange Menschen schon krank waren, Schmerzen hatten, Fieber und Krankheiten bekämpfen mussten. Und sie haben all das nicht einfach hingenommen – sie haben sich geholfen. Mit dem, was ihnen zur Verfügung stand: Pflanzen. Wurzeln. Rinden. Blüten.
Seit der Antike – und wahrscheinlich noch viel länger – begleitet uns die Pflanzenheilkunde. Hippokrates, Hildegard von Bingen, Paracelsus: Sie alle arbeiteten mit der Natur, nicht gegen sie. Ihre Mittel waren nicht isoliert, hochdosiert oder synthetisch – sondern eingebettet in das große Ganze. In die lebendige Matrix der Pflanze, die nicht nur auf Symptome zielte, sondern auf den Menschen als Ganzes.
Ich bin felsenfest der Überzeugung, dass wir dieses alte Wissen nicht länger als „überholt“ oder „esoterisch“ abtun, sondern als das sehen dürfen, was es ist: einen unglaublichen Wissensschatz, über viele das Generationen zusammengetragen – und inzwischen auch wissenschaftlich belegt. Besonders in unserer Welt voller Reizüberflutung und Schnelllösungen ist es eine Einladung: bewusster, langsamer, natürlicher, selbstverbundener mit Heilung umzugehen. Darauf zu vertrauen, dass unser Immunsystem in der Lage ist, selbst zu reagieren. Und wieder zu lernen, dass wir mit kleinen Beschwerden auch mal sein dürfen, statt sie sofort zu bekämpfen. 😉💚
Sanfte Wege
Weißt Du, was spannend ist? Viele der Stoffe, die wir in Tablettenform einnehmen, haben ihren Ursprung in der Natur.
Aspirin? Stammt ursprünglich von der Weidenrinde.
Hustensaft? Oft mit Extrakten aus Efeu, Spitzwegerich oder Thymian.
Durch das Isolieren oder sogar chemische Nachbauen der einzelnen Wirkstoffbausteine geht aber verloren, was die Pflanze so wirksam macht: das Zusammenwirken aller ihrer Inhaltsstoffe. Und das sind oft unglaublich viele – was Du an den zwei Beispielen gleich siehst. 🌱
Zwei Pflanzen für die Hausapotheke, die jetzt im Sommer in Hülle und Fülle zu finden sind
🌿Pflanzenporträt: Mädesüß

(Filipendula ulmaria)
Deutscher Name: Mädesüß
Botanischer Name: Filipendula ulmaria
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Im Mädesüß wurden bislang über 50 verschiedene Inhaltsstoffe wissenschaftlich identifiziert
🔹 Salicylverbindungen wie Salicylaldehyd und Methylsalicylat (die pflanzliche „Vorstufe“ von Aspirin)
🔹 Flavonoide wie Spiraeosid und Quercetin (entzündungshemmend, antioxidativ)
🔹 Gerbstoffe (adstringierend, wundheilend)
🔹 Phenolcarbonsäuren, z. B. Vanillinsäure
🔹 Ätherische Öle mit komplexer Zusammensetzung
🔹 Schleimstoffe, Kieselsäure, Bitterstoffe
🔹 Cumarine (leicht entspannende Wirkung)
🔹 Enzyme, Spurenelemente und vermutlich viele noch nicht vollständig erforschte Begleitstoffe
Das Spannende: Diese Stoffe wirken nicht isoliert, sondern in ihrer natürlichen Kombination – in einer Art „pflanzlichen Synergie“, die viel feiner auf den Körper abgestimmt ist als ein einzelner, herausgelöster Wirkstoff.
Anwendungsgebiete:
Mädesüß wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend – ganz ähnlich wie Aspirin, jedoch auf sanftere Weise. Es eignet sich bei:
– Kopfschmerzen
– Gliederschmerzen
– fieberhaften Infekten
– rheumatischen Beschwerden
– Magenübersäuerung (aufgrund seiner milden Gerbstoffe)
Darreichungsformen:
Tee aus Blüten und jungen Blättern, Tinktur, Kräuterauszüge, gelegentlich auch als Bestandteil von pflanzlichen Kombipräparaten.
Tipp: Die zart duftenden Blüten schmecken auch in Sirup oder Essig – eine liebliche Heilpflanze mit Charakter.
🌿 Achtung: Die in diesem Artikel genannten Pflanzen und Anwendungen stammen aus der traditionellen europäischen Pflanzenheilkunde. Sie ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei Beschwerden, Unsicherheiten oder bestehenden Erkrankungen wende Dich bitte an eine medizinische Fachperson. Die beschriebenen Wirkungen dienen der allgemeinen Information – sie stellen keine Heilaussagen dar. 🌿
🌿 Pflanzenporträt: Schafgarbe

(Achillea millefolium)
Deutscher Name: Schafgarbe
Botanischer Name: Achillea millefolium
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Wirkstoffe – inzwischen sind etwa 1oo verschiedene nachgewiesen:
Ätherisches Öl (u. a. Azulen, Cineol), Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Cumarine
Anwendungsgebiete:
Schafgarbe ist eine klassische Frauen- und Verdauungspflanze. Sie wirkt krampflösend, entzündungshemmend, blutreinigend und harmonisierend. Geeignet bei:
– Menstruationsbeschwerden
– Magen-Darm-Beschwerden (Blähungen, Krämpfen)
– Appetitlosigkeit
– innerer Unruhe
– leichtem Bluthochdruck (unterstützend)
Darreichungsformen:
Tee (am besten aus den zarten oberen Pflanzenteilen), Tinktur, Badezusatz (z. B. bei Unterleibskrämpfen), Ölansatz für Bauchmassagen
✨ Hinweis aus der Volksheilkunde: „Schafgarbe im Leib – tut wohl jedem Weib.“ Doch auch Männer profitieren von ihrer ausgleichenden Kraft!
Kein Entweder – Oder
Pflanzenheilkunde und Schulmedizin dürfen sich sinnvoll ergänzen. Ich finde aber, dass die pflanzliche Alternative immer der bessere Anfang ist. Denn so viele kleinere Beschwerden lassen sich damit super gut behandeln, ohne Nebenwirkungen und massiven Eingriff in unseren Stoffwechsel. Dann bleibt immer noch die Steigerung auf ein chemisches Präparat, wenn der Körper doch etwas mehr Unterstützung braucht. 💚
🌿 Kleine Einladung zum Nachspüren
Wenn Du das nächste Mal spürst, dass sich ein Unwohlsein ankündigt – halte inne.
Frag Deinen Körper: Was brauchst Du gerade?
Nicht sofort: Was hab ich im Medizinschrank? Sondern: Was würde mir jetzt wirklich guttun? Gönnst Dir etwas Ruhe, statt unbedingt durchhalten zu wollen.
Oder machst Dir erstmal einen leckeren Tee (ja, ich bin ein Riesenfan davon 😉). Denn für fast jedes kleine Unwohlsein gibt es die passende Pflanze. 🌿💛
Wenn Du da Fragen hast – zum Beispiel welche Pflanzen bei welchen „Befindlichkeiten“ in der traditionellen Pflanzenheilkunde typischerweise genutzt wurden – dann meld Dich gern bei mir. Ich geb mein Wissen mit Freude weiter. Natürlich ohne Heilsversprechen, aber mit ganz viel Herz, Erfahrung und Respekt vor der Pflanze. Und wenn Du magst, bekommst Du von mir auch Deine persönliche Tee-Zusammenstellung. 🌱





Hinterlasse einen Kommentar