Das Frühjahr hat uns dieses Jahr nicht wirklich mit angenehmen Temperaturen verwöhnt, die Aussichten auf einen schönen Sommer waren nicht sehr rosig – und verständlicherweise machte sich langsam leiser Unmut bemerkbar.
Und als hätte die Natur sich das zu Herzen genommen, haben wir seit einigen Wochen das schönste Sommerwetter. Sonne, blauer Himmel, lange Abende, perfekt zum Draußensitzen.
Fast reflexartig setzten sofort die kollektiven Seufzer ein: „So eine Hitze! Das ist ja nicht auszuhalten!“ Als hätte der Sommer sich danebenbenommen. Als müsste er sich entschuldigen für seine 30 Grad, für die Sonne, für das Schwitzen.
Es wirkt fast, als sei ein schmaler Komfort-Korridor entstanden: 20 – 23 Grad, ein leichter Wind, keine Mücken, keine Schwankungen. Kein Schwitzen. Keine Beeinträchtigung des Normalverhaltens. Und wehe, das Thermometer tanzt aus der Reihe – dann wird der Sommer zur Krise erklärt, die Hitze zur Hitzewelle, der Durst zur Zumutung.
Was von diesen Komfort-Korridor abweicht, hat einfach nicht das Recht, normal zu sein…
Was Winter nicht kann…
Mal ehrlich – auch wenn wir über die Hitze stöhnen: Liebst Du das etwa nicht? Sonnenreife Tomaten, Erdbeeren, Kirschen. Frisches, am Strauch gereiftes Gemüse in Hülle und Fülle. Leichte Bekleidung, Sandalen oder gleich barfuß laufen. Diese Sommerabende, an denen Du spätabends noch draußen sitzt, Lichterketten in den Bäumen hängen, irgendwo ein Grillduft vorbeizieht und das Leben sich ein bisschen nach Urlaub anfühlt? Wenn man bei einem Picknick auf der Wiese vergisst, wie spät es ist, weil es einfach nicht dunkel werden will. Nach dem Duschen nicht frieren. Wenn warme Nächte dazu einladen, mit offenem Fenster zu schlafen und dabei dem leisen Rascheln der Blätter oder dem entfernten Lachen von irgendwo zu lauschen.
Das sind doch die Momente, in denen der Alltag Pause macht. Das ist Sommer. Echtes Leben, mit all seinen Farben, Gerüchen, Empfindungen. Auch mit Schweiß auf der Stirn. Und ja – mit dieser flirrenden Hitze, die wie eine unsichtbare Decke über allem liegt…
Eines ist mir wichtig klarzustellen: Ich spreche hier ausdrücklich nicht von Menschen, denen die hohen Temperaturen aus gesundheitlichen Gründen wirklich zu schaffen machen – sei es durch Alter, Krankheit oder körperliche Einschränkungen.
Ich meine die große Mehrheit. Die, die grundsätzlich gesund sind, aber sich einfach gern mal aufregen, wenn das Leben nicht auf 22 Grad durchklimatisiert daherkommt.
Wir haben es in der Hand
Wir sind der Hitze ja nicht hilflos ausgeliefert und müssen sie klaglos ertragen. Es gibt viele kleine Tricks, mit denen wir uns das Leben leichter machen können (natürlich im Rahmen der Möglichkeiten, bevor bei manchem Punkt Widerspruch aufkommt…😉):
Was Du zum Beispiel tun kannst:
- früh aufstehen und die kühleren Stunden nutzen, dafür mittags in der größten Wärme Pause machen
- viel Wasser trinken, gern auch mal mit einem Zweig frischer Minze, oder Kräutertee
- eine Sprühflasche mit kaltem Wasser zum Erfrischen
- leichte, helle Kleidung tragen
- morgens lüften und die Fenster rechtzeitig schließen, bevor die Mittagssonne das Zuhause in eine Sauna verwandelt
- kaltes Wasser über die Innenseiten der Handgelenke laufen lassen
- ein nasses Tuch in den Nacken legen
- schattige Plätze aufsuchen
- in der Sonne auf intensive körperliche Betätigung verzichten
- ein kleiner Handventilator
- eine kleine Kühltasche mit Getränken mitnehmen
- kühlende Pads
Es geht nicht darum, die Hitze zu lieben – aber vielleicht darum, ihr ein bisschen geschickter zu begegnen ☀️😎
Was ich sagen will: wann haben wir eigentlich verlernt, mit dem Leben zu kooperieren statt es kontrollieren zu wollen? Wo ist unsere Fähigkeit geblieben, flexibel auf Gegebenheiten zu reagieren und unser Verhalten anzupassen?
Was wir als Zumutung empfinden, ist manchmal einfach nur das Leben, das sich spürbar macht. Die Sommerhitze zum Beispiel – sie fordert uns heraus, bringt uns aus dem Takt, zeigt uns unsere Grenzen. Nicht die Hitze an sich ist das Problem, sondern das, was sie in uns auslöst – das Ungewohnte, das Unbequeme, der Kontrollverlust. Vielleicht ist sie gar keine Gegnerin, sondern eine Lehrmeisterin. Eine, die uns einlädt, langsamer zu werden, genauer hinzuspüren – und die Komfortzone ein Stück weit hinter uns zu lassen.
Vor lauter komfortablen Errungenschaften der modernen Welt haben wir vergessen, dass die Natur nicht verhandelbar ist. Sie ist größer, stärker und weiser als wir – seit Millionen von Jahren. Und so sehr wir es uns auch wünschen mögen: Es wird nicht die Natur sein, die sich an uns anpasst. Es sind wir, die lernen dürfen, mit ihr zu gehen statt gegen sie. Auch wenn uns das widerstrebt, weil es unbequem ist, weil es nicht in unsere Zeitpläne passt oder weil es bedeutet, Kontrolle abzugeben. Aber genau da liegt vielleicht der Schlüssel: in der Bereitschaft, uns wieder einzufügen in etwas, das größer ist als wir – und genau deshalb so wertvoll. 😉
Also lasst uns den Sommer in vollen Zügen genießen – in sechs Monaten ist wieder Weihnachten! 😉🎄





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